Der einzig wahre Guide: Katzenfotos

Es kommt schon selten genug vor, dass man als Katzenbesitzer diese pelzigen Parasiten überhaupt auf Bildern verewigen will – denn ganz ehrlich, wer schaut sich bitte gern Tierbilder an? Wenn es denn doch mal ein Foto für die halbblinde Oma sein muss, die „so gern die süße Mieze sehen will“, über die man bei jedem Besuch spricht, ist guter Rat teuer. Denn wie schafft man es, Mensch, Materie und Minka unter einen Hut, beziehungsweise, vor die Linse zu kriegen?

Die Ratlosigkeit hat ein Ende. Mit den folgenden fünf Schritten wird das Fotografieren der schnurrbärtigen Schmarotzer ein Kinderspiel.

1. Vorbereitung ist die halbe Miete

Man kennt es von Papa oder den breitärschigen Verkäufern im Technikmarkt – um gut ausgestattet zu sein, muss man sich stundenlang durch Testberichte quälen und Bedienungsanleitungen auswendig lernen.

Der einzig wahre Guide sagt: so ein Quatsch! Gönnt euch die teuerste Kamera, die ihr auftreiben könnt, denn es ist ja bekannt, dass alles, was teuer, auch gut sein muss! Dann spart ihr euch auch gleich das Geld für Softboxen, Spots und den ganzen anderen Krempel. Und dann einfach auf ‘Auto’ losknipsen – also sorry, wofür ist diese Einstellung denn sonst da? Also sei kein Spießer – lass deine Ausrüstung die Arbeit für dich machen.

2. Das perfekte Setting

„Eine Kamera zu tragen ist wie eine Freikarte für das Unerwartete“, sagte schon der New Yorker Fotograf Joel Meyerowitz.

‘Unerwartet’ sollte auch das Klima an deinem Fotoset sein. Die Emotionen sollen ja ungekünstelt sein, das sensationshungrige Publikum will echte Tränen, echte Freude, echten Schmerz. Das erreicht man am besten mit sogenannten „shocking specials“, wie man unter Katzenfotografen sagt. Ein plötzlich zerplatzendes Luftpolsterkissen, ein im Hintergrund röhrender Staubsauger oder wenn man das Modell einfach mit kleinen Kieselsteinen bewirft – dies alles tut seine Wirkung, sodass man sich am Ende nicht vorwerfen lassen muss, nicht alles für den einen Moment getan zu haben.

3. Ins rechte Licht rücken 

Der Trend zum natural lighting ist inzwischen ausgelutscht – plastic is fantastic ist die Devise! Auch wenn die Farben drunter leiden, ein wahrer Künstler muss Opfer bringen, für das höhere Wohl. Deine Kamera besitzt zu diesem Zweck eine hervorragende Funktion, den Blitz. Lass ihn am besten dauerhaft eingeschaltet. Das freut nicht nur dein Auge, sondern auch die deiner Katze!

4. Anweisungen und Posing

Viele große Fotografen sind gescheitert, weil sie ihren Modellen nicht vermitteln konnten, was sie von ihnen wollten. Es ist wie im Sportunterricht: klare, deutliche Kommandos im Imperativ erzeugen die beste Wirkung. Ein paar Beispiele sind „Bleib stehen!“, „Guck genau so!“, „Halt still!“ – gemäß dem ökonomischen Prinzip, mit wenig viel erreichen. Falls das Tier sich überhaupt nicht im Bereich deiner Linse aufhalten will, hilft oft der Selbstauslöser. Ein beißendes, kratzendes Knäuel mit Eisengriff an sich zu pressen, hat schon in so manches Foto emotionale Wärme gebracht.

5. Fotopräsentation like Tyler Durden

Es ist vollbracht! Mit einer Tasse lauwarmen Gallentee sitzt du mit deinem Fotostapel da und blickst auf die Zielgerade. Jetzt nur nicht patzen! Falls du Fight Club gesehen hast, hast du den anderen Anfängern schon etwas voraus – denn die erste und einzige Regel für ein gutes Katzenfoto ist: sprich nie, aber auch niemals, darüber, wie du es gemacht hast.

Bild mit freundlicher Genehmigung von Lotta Johanna Stähr
Lotta Johanna Stähr Verfasst von:

22 Jahre alt, Germanistikstudentin, liebt Tarantino-Filme und hört Musik für alte, bärtige Männer. Redakteurin beim FREIHAFEN.