Von wegen Hamburg hat keine Hip-Hop Szene – ein Blick auf die unbekannteren Künstler

Hip-Hop in Hamburg fing an mit 187 Straßenbande und Nate 57. Das ist Tag eins Hamburg-Rap, alles davor war kein Rap“ – harte Worte gegen die Hamburger Hip-Hop Szene, die Maskulin Labelchef Fler im Mammut Interview mit der Backspin (6. März 2016) geäußert hat. Dendemann, Samy Deluxe, Beginner, Fettes Brot und Fünf Sterne Deluxe zählen für ihn nicht zu den „realen“ Rappern, die repräsentieren was Rap bedeutet. Wie genau er „real“ definiert, verrät uns Fler leider nicht. Dabei hat er scheinbar vergessen, dass die Hamburger Szene deutschen Hip-Hop überhaupt erst etabliert und bekannt gemacht hat. Sei’s drum. Der Konflikt darum, welche Stadt die größte und beste Hip-Hop Szene hat, ist wahrscheinlich genau so alt, wie Hip-Hop selbst. 4tune, Swiss, Kalim und Disarstar sind nur ein paar der nennenswerten Künstler und zum Teil Newcomer Hamburgs, die Kennern wahrscheinlich schon ein Begriff sind. Aber wie sieht es mit den für die meisten Hip-Hop Fans wahrscheinlich noch gänzlich unbekannten Rappern aus? Auf drei von ihnen wirft die FREIHAFEN Redaktion einen genaueren Blick.

Hamburgs Rap Untergrund

 

FUX
© Hamid Norozi

Wer hin und wieder in Wandsbek unterwegs ist, ist garantiert schon auf ihn aufmerksam geworden. An zahlreichen Laternenmasten, Ampeln und Stromkästen kleben derzeit schwarze Sticker mit einem Fuchskopf und dem Schriftzug FUX darauf. Aber wer oder was steckt dahinter? Hinter dem Künstlernamen verbirgt sich ein 22-jähriger Rapper aus Hamburg Wandsbek, der mit echtem Namen Malte heißt und seit 2008 Raptexte schreibt. Darin geht es meist um Selbstfindung, kritische Gesellschaftfragen und Alkohol. So auch in seinem aktuellen Tape „Mr. Jedermann“. FUX’ Ziele sind es, immer weiter Musik zu machen und im besten Fall vernünftig davon leben zu können.

Risky
© Risky

Zumindest eine ähnliche Themenwahl in seinen Texten hat der zweite ausgewählte Act – Risky. Der gut trainierte, tätowierte Rapper würde an der Seite von Xatar oder Silla keine schlechte Figur machen – raptechnisch würde man ihn daher auf den ersten Blick auch in diese Richtung einordnen. Aber – Fehlanzeige! Der 26-jährige Rapper aus Eppendorf, der eigentlich David heißt, legt in seinen Songs mehr Wert auf Metaphern und auf die Verarbeitung von persönlichen Dingen, als auf ein Gangster Image. Besonders beeindruckend findet er Rap God Eminem und aus dem deutschen Bereich MoTrip. Angefangen, Raptexte zu schreiben, hat er mit 14. Warum? Weil es ihm einfach ein gutes Gefühl gegeben hat. Seine aktuelle EP kann man kostenlos downloaden und heißt „Egal was kommt“.

Gin 'n' Juice
© Gin ‘n’ Juice

Als dritten Rapper stellen wir euch keinen einzelnen Künstler, sondern eine Crew vor – Gin ‘n’ Juice. Wat is’n das?! mögen sich an dieser Stelle unsere nicht sehr Hip-Hop affinen Leser fragen. So nennt sich in der Rapper Welt ein Duo. Dieses besteht aus MaltiMo, der sich auf seiner Facebook Seite als „der MC deines Vertrauens“ beschreibt. Nummer zwei nennt sich Tacheles. In ihrer Hood Altona kennt man die beiden allerdings unter Harry Heftig und Ollie von der Eckkneipe. MaltiMo hat mit 14 angefangen, Tacheles zwei Jahre später. Mittlerweile sind beide 21 und rappen hauptsächlich über Dinge, die sie bewegen, ihr Viertel und Hamburg. Rap steht für sie hierbei nicht als Genre, sondern eher als eine eigene Kultur und generelle Lebenseinstellung, in welcher Rap als Sprachrohr dient. Lange Reimketten, Metaphern oder andere Stilmittel sind ihrer Ansicht nach überbewertet, solange die Worte Sinn ergeben. So sind sie der Meinung, dass jede Form von Hip-Hop ihre Daseinsberechtigung hat. Ähnlichkeiten zu anderen Rappern sehen sie nicht, wirklich vergleichen wollen sie sich nur mit Gott. Ihren Einfluss beschreiben sie als deutsch und englisch. So sieht Tacheles seinen größten Erfolg nicht in seinem künstlerischen Schaffen, sondern allein in seiner Geburt. MaltiMo hingegen sieht das Release seines Mixtapes im Gängeviertel als größten Erfolg. Wenn es nach den beiden geht soll es hierbei jedoch nicht bleiben – einen Stern wie Udo auf der Reeperbahn hätten sie gern noch. Der Spaß an der Sache steht bei Gin n’ Juice ganz oben.

WERBUNG: Hamburg ist also nicht nur Heimat vieler großer Acts, wie Samy Deluxe und Dendemann, sondern hat auch was den Rap Untergrund angeht einiges zu bieten. Die drei vorgestellten Rapper FUX, Risky und Gin ‘n’ Juice könnt ihr am 24. April live bei der vom FREIHAFEN organisierten Veranstaltung Rap³ in der Pooca Bar sehen.

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Bilder mit freundlicher Genehmigung von admin, © Hamid Norozi und Lisa Schleif
Lisa Schleif Verfasst von:

21 Jahre alt, Germanistikstudentin mit einer Vorliebe für Katzenvideos. Redakteurin beim FREIHAFEN.