Wir werden alle sterben! Aber nicht heute.

[Meinung] Coronavirus, Covid-19, Sars-CoV-2 – die aktuelle Krise dominiert in den letzten Tagen die Nachrichten und ist oft Gesprächsthema, wenn Menschen sich unterhalten. Ich habe nachgemessen: Die Redaktion der Tagesschau hat dem Thema 12,5 von 15 Minuten Sendezeit eingeräumt. Jedenfalls in der letzten 20 Uhr Sendung, die ich wirklich aufmerksam und konzentriert vom Anfang bis zum Ende gesehen habe. Das war am Sonntag.

Der Plan? – Mehr Struktur

Seitdem ist wieder ganz viel passiert. Ich war da gerade eine Woche in München, um an einem Seminar teilzunehmen. Aus vier geplanten Wochen wurde nur eine. Nun bin ich wieder zurück in Hamburg und sitze zuhause am Schreibtisch. Hier ist es eigentlich ganz schön, obwohl ich beim Gedanken „Es wird die nächsten Wochen auch so sein“ ein bisschen Kopfschmerzen bekomme. Ich überlege schon, ob ich mir einen Tagesplan zurechtlegen sollte. Der könnte dann in etwa so aussehen:

  • 7 Uhr – Aufstehen, Duschen, Frühstücken, Social-Media und Nachrichten checken
  • 9 Uhr – Home-Office, also Mails beantworten, Telefonieren, Ehrenamt
  • 12 Uhr – Mittagessen und Pause (aber nicht zu viel am Handy daddeln!)
  • 14 Uhr – Lesezeit (so viele ungelesene Bücher in der Wohnung!)
  • 16 Uhr – Hausarbeit: Putzen, Aufräumen, Ausmisten
  • 18 Uhr – Abendessen, Filme, Serien

Jetzt habe ich den Sport ganz vergessen. Naja, vielleicht überlege ich mir das auch. Optional kommt je nach Tag noch Einkaufen dazu. Das habe ich gestern schon erledigt. Die ersten Paniktage sind tatsächlich an mir vorbeigegangen. Deshalb habe ich auch nur Bilder von leeren Toilettenpapierregalen gesehen. Gestern war im Budni jedenfalls alles da. Lediglich Desinfektionsmittel und Sagrotan-Superduper-Sauber-Spezial-Keimfrei-Seife hätte ich nicht mehr kaufen können, wollte ich aber sowieso nicht haben. Es wurde wie immer die Seife mit Aloe Vera.

Einfach mal Lächeln

In Panik bin ich trotzdem nicht verfallen. Und sogar bevor Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) es am Dienstag vor Kameras eingefordert hat, habe ich der Verkäuferin an der Budni-Kasse ein Lächeln geschenkt. Warum ich so entspannt bin? Weil ich glaube, dass es in Deutschland nicht zu extremen Engpässen kommen wird und weil ich glaube, dass die Behörden die Lage im Griff haben. Es sind alles Vorsichtsmaßnahmen, die die Ausbreitung des Virus verlangsamen sollen. Dabei geht es weniger um die eigene Sicherheit, sondern vor allem um die Solidarität mit der Gemeinschaft – also mit Menschen, die aufgrund des Alters oder Vorerkrankungen besonders gefährdet sind.

Leben auf Sparflamme – das ist jetzt die Devise. Alle nicht notwendigen Veranstaltungen und Termine absagen. Das mit der Sparflamme scheinen Einige aber noch nicht ganz zu begreifen. Jedenfalls ist das mein Eindruck, wenn ich die Instagram-Stories einiger Leute sehe. Es geht eben nicht nur um sich selbst, sondern auch um die Mitmenschen: Wenn das Pflegepersonal in Krankenhäusern oder Mitarbeitende der Feuerwehr oder Polizei erkranken, dann haben wir alle ein verdammt großes Problem. Und wenn auf einmal alle Menschen erkranken, dann haben wir ein noch viel größeres Problem. Wenn aber die Party nächstes Wochenende ausfällt oder der Clubbesuch eben verschoben werden muss, dann ist es das kleinere Übel. Wir alle tragen jetzt Verantwortung, um die Verbreitung des Virus zu bremsen. Unser Gesundheitssystem darf nicht überlastet werden. Die Kapazitäten sind da, wenn die Ausbreitung gestreckt, verlangsamt und gebremst wird.

Wir müssen zusammenhalten

Das ist jetzt eine Probe für uns als Gesellschaft: Wie sehr können wir solidarisch miteinander umgehen? Ich werde jedenfalls weiterhin am Schreibtisch sitzen. Oder im Bett liegen. Oder auf dem Balkon stehen. Das wird alles vorrübergehen und wir sollten uns nicht der Panik hingeben. Gesunde Vorsicht ist angemessen, Falschmeldungen Beachtung zu schenken eher weniger. Das würde auch nur weitere Panik verstärken.

Also: Lasst uns alle zuhause bleiben. Lasst uns mal die Großeltern anrufen. Lasst uns mit Freunden skypen. Lasst uns Lesen. Lasst uns Filme und Serien schauen. Vielleicht auch das ein oder andere Mal aufräumen. Aber – lasst das Virus nicht gewinnen. Wir alle können das schaffen, aber nur wenn wir zusammenhalten.

Dieser Beitrag ist ein Meinungsbeitrag und spiegelt den Standpunkt des*der Redakteur*in zum jeweiligen Zeitpunkt der Veröffentlichung wider.

Noch einige nützliche Links und Hinweise:

Das Robert-Koch-Institut hat einen Steckbrief zu Covid-19 geschrieben und beantwortet in einem FAQ alle Fragen. Außerdem sind hier die aktuellen Zahlen, Fakten und Risikobewertungen für den Umgang mit dem Coronavirus aufgelistet. Auf die Übersicht kommst du hier.

Auch das Bundesgesundheitsministerium sammelt auf einer Seite tagesaktuelle Meldungen und Infos zur Situation mit dem Virus.

Auf dem Stadtportal für Hamburg findest du alle Bekanntmachungen, Verhaltensweisen, Infos zu Schule, Uni und zum öffentlichem Leben mit dem Coronavirus in der Hansestadt.

Die Initiative „Wir gegen Corona“ möchte Menschen helfen, die gerade nicht rausgehen können, weil sie alt sind, Vorerkrankungen haben oder unter Quarantäne stehen. Diesen Dienst kannst du nutzen oder selbst deine Hilfe anbieten. Das betrifft alltägliche Dinge wie Einkaufen, Medikamente abholen, Müll wegbringen oder mit dem Hund Gassi gehen.

Bild mit freundlicher Genehmigung von Alexander Schmitt
Alexander Schmitt Verfasst von:

Chefredakteur a.D. FREIHAFEN | Beirat Jugendpresse im Norden | @alexandersmt