Es ist 1996…
Das Jahr beginnt mit dem sechsten Atomwaffentest Frankreichs. Aber schon zwei Tage darauf erklärt Jacques Chirac, der damalige Staatspräsident Frankreichs, dass diese Tests von nun an der Vergangenheit angehörten.
Dolly das Schaf wird geboren. Es ist das erste aus adulten Zellen geklonte Säugetier der Welt.
Am 16. März 1996 triumphiert Mike Tyson, als Boxweltmeister im Schwergewicht durch ein technisches K.O., über seinen Gegner, den Briten Frank Bruno. Später im selben Jahr, am 7. September, wird Tupac Shakur sich einen Kampf von seinem Freund Tyson in Las Vegas anschauen. Kurze Zeit nach dem Wettkampf wird 2Pac lebensgefährlich angeschossen und ins künstliche Koma versetzt. Am 13. September erklären die Ärzte ihn für tot.
Das Jahr 1996 bringt aber auch Gutes mit sich.
Am 27. Mai werden Angela Berlisund und Regina Pickel-Bossau als erste Frauen zu katholischen Priesterinnen für das Katholische Bistum der Alt-Katholikinnen und Alt-Katholiken geweiht.
Außerdem gründet sich sowohl die Band Xero, aus der später einmal Linkin Park werden soll, als auch Coldplay, Juli und die Sportfreunde Stiller.
Zwanzig Jahre sind seitdem vergangen. Ein kurzer Rückblick zeigt, wie viel passiert ist.
Bis zur Jahrtausendwende stirbt Prinzessin Diana, Gerhard Schröder wird Bundeskanzler von Deutschland, die NATO startet ihre Luftangriffe auf Jugoslawien, der Euro wird eingeführt und das neue Jahrtausend beginnt mit Wladimir Putin als Präsident von Russland.
Im Rückblick über die Eckdaten der letzten zwanzig Jahre fällt der Blick schnell auf die Terroranschläge des 11. September 2001 – der sogenannte Tag, an dem die Welt unterging. Ende 2007 platzt eine Immobilienblase, die als Grundlage für etliche Spekulationen diente. Durch Subventionen und Kredite, welche Staaten den Banken zur Verfügung stellten, entstand obendrein noch die Eurokrise. 2008 betitelt man dies offiziell als Finanzkrise.
Zu Anfang des neuen Jahrtausends gab es noch gute Vorsätze.
Da wäre zum einen das Ziel, das neue Jahrzehnt zur Überwindung von Gewalt zu nutzen – eine Initiative des Weltkirchenrats.
Auch die UNO hat sich die nächsten zehn Jahre vorgenommen, zugunsten der Kinder der Welt, eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit zu schaffen.
Im Jahr 2016 angelangt, wo das World Wide Web kaum noch wegzudenken ist, scheint es verrückt, dass das erste iPhone vor mittlerweile neun Jahren erschien und der Begriff “Klimaerwärmung” inzwischen eher beiläufig erwähnt wird. Genau da leben die Menschen, die ich porträtiert habe. Mit ihren zwanzig Lebensjahren versuchen sie, ihre Position in der Welt zu finden. Sie haben mir verraten, wo sie gerade stehen und wie sie sich ihre Zukunft ausmalen – mit all ihren Träumen, Hoffnungen und Ängsten.
“Ich tendiere zur linken Szene, wobei ich mich nicht kategorisieren möchte. Um meiner eigenen politischen Stimme Gehör zu verleihen, müsste ich viel Arbeit investieren, aber auch Glück haben. Daher würde ich mir mehr Transparenz in der Politik wünschen. Demokratie als Grundidee unseres Systems finde ich nämlich erst mal gut. Jedoch glaube ich, dass die Politik zu sehr von der Wirtschaft beeinflusst wird.”
“Man wird abhängig in Bedarf von Sorge, Aufmerksamkeit und Hingabe geboren und stirbt auch ebenso, wenn man erneut ins Unselbstständige zerfällt. Dies gilt es, zu beachten. Aber nicht nur der Mensch selbst, sondern auch seine Umwelt, ist mittlerweile zum menschlichen Gestaltungsobjekt verkommen, welches keine Grenzen kennt. Daher müssen wir die Prinzipien erkennen, nach denen sich die Umwelt, im Sinne der Natur, richtet. Denn am Ende des Tages ist unser aller Erde unser aller Projekt.”
“Mich ärgert es, dass wir jeden Tag mit einer Flut negativer Nachrichten überschüttet werden. Es passiert so viel Positives auf dieser Erde. Würde der Blick mehr darauf gerichtet werden, dann würden die Menschen sehr viel mehr Mut und Energie haben, gemeinsam die Probleme anzupacken.”
“Ich bin dafür, dass wir Chancen teilen. Daher suche ich mir für meine Filmprojekte nie gelernte Schauspieler. Ich möchte denen, die keine Ahnung vom Film haben, neue Möglichkeiten geben, ihnen zeigen, was ich mache, damit sie selbst neue Erfahrungen daraus ziehen können.”
“Kinder schenken einem bedingungslose Liebe. Daher liebe ich sie einfach. Bei meiner Arbeit mit gehörlosen Kindern merkte ich, dass diese vielleicht integriert, aber nicht inkludiert sind. Später möchte ich daher in einer Inklusionsklasse arbeiten. Das ist mein Traum, da etwas voran zu bringen.”
“Ein Straßenkünstler, verkleidet als Statue, hat sich aus seiner Starre gelöst und mich umarmt. Und das nur, weil ich gelächelt habe! Und ich habe gelächelt, weil ich versuche, selbst die Veränderung zu sein, die ich mir für die Welt wünsche. Ich möchte mich nicht davon unterkriegen lassen, dass jeden Tag so viele schreckliche Dinge auf der Welt passieren. Ich weiß, dass ich nur wenig dagegen tun kann, aber das ist etwas.”
“Ich wünsche mir mehr kollektive Liebe für die Welt und ein friedliches Miteinander. Wir brauchen den Austausch und die Kommunikation. Außerdem bin ich für die Zukunft! Alternative Lebensweisen interessieren mich, da ich es spannende finde, wenn Menschen ihr Leben nicht nach der Norm und vorgegebenen Mustern leben. Das mag ich an Großstädten wie Hamburg, dass du alternativen Lebensweisen und den Rahmen dafür überall finden kannst.”
“Arbeit sind die Dinge, die keinen Spaß machen. Innerhalb einer Arbeit würde es immer Momente geben, in denen ich störrisch würde oder kein Bock mehr hätte. Arbeit braucht nämlich die Energie von außen. Sei es Geld, die Familie oder ähnliches. Etwas das Spaß macht, das generiert die Energie, um weiter zu machen – aus sich selbst heraus.”